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Gesundes Altern erforschen

Ausgabe Nr. 124
Mai. 2019
Gesund altern

Forschung. Die Do-Health-Studie untersucht, wie sich die Chancen für ein Alter in guter Gesundheit verbessern lassen. Die grösste europäische Studie zu Gesundheit im Alter steht kurz vor Abschluss. Die ersten Resultate zeigen: Die Hälfte der teilnehmenden Seniorinnen und Senioren aus der Schweiz gehört zu den sogenannten Healthy Agers: Sie sind frei von chronischen Krankheiten und haben eine gute körperliche und mentale Gesundheit.

Do-Health ist die grösste Altersstudie Europas zum Thema gesund älter werden. Sie wurde im Jahre 2012 gestartet und hat zum Ziel, die gesunde Lebenserwartung bei über 70-Jährigen zu verlängern. 2157 Seniorinnen und Senioren aus Zürich, Basel, Genf, Toulouse, Berlin, Innsbruck und Coimbra haben an ihr teilgenommen.

Im Fokus der Studie stehen drei Strategien zur Verlängerung der gesunden und aktiven Lebensphase: die regelmässige Einnahme von Vitamin D (2000 IE/Tag) und von Omega-3-Fettsäuren (1 g/Tag) sowie ein einfaches Trainingsprogramm für zu Hause. Konkret untersucht die Do-Health-Studie, ob die drei Massnahmen das Knochenbruchrisiko und die Infektrate senken und die Muskel- und Gedächtnisfunktion verbessern. Bisher haben alle drei Interventionen in vorangehenden Studien eine schützende Wirkung auf verschiedene Organfunktionen gezeigt.

Ein Kennzeichen der Do-Health-Studie ist, dass sie den gesundheitlichen Gesamtzustand der Probandinnen und Probanden während dreier Jahre detailliert erfasst. Die Studie ist nun abgeschlossen, die ersten Daten sind ausgewertet: Der Überblick über die Eintrittsuntersuchungen zeigt, dass 42 Prozent der Do-Health-Seniorinnen und -Senioren sogenannte Healthy Agers sind: Sie sind frei von chronischen Krankheiten und haben eine gute körperliche und mentale Gesundheit. Bezogen auf die 1006 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Schweiz sind es sogar 51 Prozent.

«Falls die Wirksamkeit der drei verträglichen und erschwinglichen Massnahmen belegt werden kann, hätte das eine enorme volksgesundheitliche Bedeutung», sagt Bischoff-Ferrari, Leiterin der Do- Health-Studie und Professorin an der Universität Zürich. Sie erhofft sich von der Studie, dass sie Menschen ab 70 Jahren Möglichkeiten aufzeigt, wie sie länger gesund und aktiv bleiben können. Weil die Studie im Sommer publiziert werden soll, kann Bischoff-Ferrari noch nicht detailliert auf die Resultate eingehen. Aber sie versichert: «Es wird hoch spannend.»

Die Datenauswertung wird auch Aussagen darüber erlauben, inwiefern die drei untersuchten therapeutischen Massnahmen die Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen (z. B. Anzahl Spitalaufenthalte, Arztbesuche oder Physiotherapiestunden) beeinflussen. Nicht zuletzt werden die Studienresultate Unterschiede in der Gesundheit älterer Menschen in Europa aufzeigen.

Mehrheit der Schweizer 
Bevölkerung altert schmerzfrei
Um solche Unterschiede geht es auch in einer multidisziplinären, international vergleichenden Befragung namens SHARE (für Survey on Health, Ageing and Retirement). In dieser Längsschnittstudie werden dieselben Haushalte seit mehr als 10 Jahren immer wieder befragt. SHARE umfasst mehr als 120 000 Personen aus 27 europäischen Ländern und Israel. Für die Schweiz stehen Daten von rund 4600 Personen zur Verfügung. Sie dokumentieren die Veränderung der wirtschaftlichen, gesundheitlichen und sozialen Lage von Menschen ab 50 Jahren im europäischen Vergleich.

Die Daten der SHARE-Studie zeigen, dass die Mehrheit der Bevölkerung in der Schweiz schmerzfrei altert. Mit zunehmendem Alter gewinnen aber chronische, nicht übertragbare Krankheiten an Bedeutung. Von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind mehr Männer als Frauen betroffen. Frauen leiden eher an Arthrose und Rheuma. Knapp ein Fünftel der über 55-Jährigen in der Schweiz leidet gleichzeitig an zwei oder mehr Krankheiten. Die Multimorbidität nimmt mit dem Alter zu, bei den 83- bis 89-Jährigen ist gut jede dritte Person davon betroffen. Gemäss der Studie werden Männer zwar weniger alt als Frauen, sie bleiben dafür aber länger bei besserer Gesundheit.

Mehr als 80 Prozent der älteren Bevölkerung sind mindestens moderat aktiv – und üben mehrmals pro Woche eine körperlich leicht anstrengende oder anstrengende Tätigkeit aus. Über 90 Prozent der Frauen und knapp 80 Prozent der Männer essen täglich Früchte und Gemüse. Mit zunehmendem Alter nimmt der Früchte- und Gemüsekonsum sogar leicht zu. Trotz mehrheitlich gesunder Ernährung und ausreichender körperlicher Aktivität ist über die Hälfte der Personen ab 55 Jahren übergewichtig.

Beim Alkoholkonsum zeigt sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern: Doppelt so viele Männer wie Frauen (41 bzw. 19 Prozent) haben in der Woche vor der Befragung mindestens ein Glas Alkohol pro Tag getrunken. Dass Männer grundsätzlich mehr als Frauen trinken, ist nicht nur in der Schweiz so, sondern in ganz Europa. Die Informationen aus den Studien sind wichtig, um beispielsweise Massnahmen zur Einschränkung eines gesundheitsgefährdenden Alkoholkonsums zu planen.

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Kontakt

Marc Marthaler
Sektion 
Wissenschaftliche Grundlagen
 

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